Wasser mit Zitronensaft könnte die Gefahr von Katheterblockaden verringern
NEW YORK (Reuters Health) - Trinken Patienten viel Wasser, das mit Zitronensaft versetzt ist, so könnte das die Verkrustung von Dauerkathetern verhindern. Damit blieben ihnen Harnretentionen und Inkontinenzen erspart, die durch eine Blockade des Katheters hervorgerufen werden können.
Verkrustet ein Katheter, so bildet sich zunächst ein Biofilm, erläutern die Autoren in der Aprilausgabe des Journal of Urology. Dieser entstehe aufgrund von Bakterien, die Urease produzieren, hauptsächlich durch Proteus mirabilis. Ammoniak, der aus Harnstoff gebildet wird, erhöhe dann den pH. Das wiederum führe dazu, dass Kalzium- und Magnesiumphosphate ausfallen. Dieser pH-Wert, der so genannte Nukleations-pH-Wert (pH(n)) könnte dann unter dem pH-Wert des ausgeschiedenen Urins (voided pH, pH(v)) liegen und so zu Kristallbildungen in Urin und Biofilm führen, was wiederum den Harnfluss stören könnte.
Vorangegangene Untersuchungen hätten bereits gezeigt, so die Autoren der Studie, dass eine Verbindung bestehe. Denn je höher der Nukleations-pH des Urins und je größer der Sicherheitsbereich zwischen den beiden pH-Werten sei, desto länger dauere es, bis ein Katheter blockiert werde.
Der federführende Autor der Studie, Dr. Azhar Khan, und seine Kollegen vom Southmead Hospital Bristol in Großbritannien, vermuteten, dass eine Manipulation der beiden pH-Werte, die den Sicherheitsbereich zwischen ihnen vergrößert, zur Katheterkontrolle beitragen könnte. Eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme verdünnt den Urin und setzt so den pH(n)-Wert hoch. Ebenso Citrat, da es divalente Metallionen, wie Ca2+ und Mg2+ chelatiert und damit ihre Kristallisation verhindert.
Die randomisierte Cross-over-Studie umfasste 20 Patienten (durchschnittliches Alter: 63 Jahre), die seit mindestens drei Monaten einen dauerhaften urethralen oder suprapubischen Katheter hatten. Jeder Patient wies eine positive Urinkultur für P. mirabilis und eine Vorgeschichte für Katheterblockaden auf. Patienten, die Antibiotika benötigten, wurden ausgeschlossen.
Die Wissenschaftler teilten die Patienten drei konsekutiven Behandlungen für jeweils eine Woche zu, unterbrochen durch eine Woche Auswaschzeit. Jede Behandlung erforderte eine zusätzliche Flüssigkeitsaufnahme von einem Liter pro Tag, der sich zu der normalen Flüssigkeitsmenge addierte. Die erste Gruppe erhielt nur Wasser, während die Gruppen 2 und 3 entweder 60 ml konzentrierten Zitronensaft oder 6 g Kaliumcitrat pro Liter Wasser erhielten.
Der pH(n) stieg mit Kaliumcitrat durchschnittlich am höchsten ‑ von 7,45 auf 7,96, gefolgt von Zitronensaft (7,93) und reinem Wasser (7,68). Allerdings setzte Zitronensaft den pH des Urins am stärksten herab, was zu einem größeren Sicherheitsbereich von 0,84 führte, vor dem von reinem Wasser (0,57) und Kaliumcitrat (0,41). Da mit Kaliumcitrat der positive Effekt des Wasser vermindert wurde, spekulierten die Autoren, dass ?Kaliumcitrat bei dieser Patientengruppe möglicherweise eine schädliche Wirkung haben könnte, besonders wenn sie nicht in der Lage seien, die Flüssigkeitszufuhr beizubehalten?. Durch die Auswaschphasen konnten die Wissenschaftler ausschließen, dass sich der Effekt von einer Behandlung auf die übertragen haben könnte.
Der nächste Schritt, bemerkten die Autoren, sollte dazu dienen, herauszufinden, ob das Trinken von Zitronensaft tatsächlich die Gefahr für Verkrustungen und Blockaden reduziert. Diese Untersuchungen sollten mit standardisierten Ernährungsplänen und längeren Beobachtungsperioden durchgeführt werden, fügen sie hinzu.
Quelle: J Urol 2010; 183:1390-1394