Versagt das erste retrourethrale transobturatorische Band bei Männern, lohnt sich ein zweiter Versuch

NEW YORK (Reuters Health) - Die Implantation eines zweiten retrourethralen transobturatorischen Bandes (RTB) führt bei Männern mit Belastungsinkontinenz meist zum Erfolg, wenn das erste Band sich als wirkungslos erwiesen hat, berichten Wissenschaftler am 1. September online im Fachblatt European Urology.

Bis zu 46 Prozent solcher Implantate versagten, erklären sie, und es gebe keinen standardisierten Weg, mit diesem Problem umzugehen.

Basierend auf ihrer Untersuchung von 35 konsekutiven Patienten (Alter: 49 bis 83 Jahre), die sich ein zweites RTB implantieren ließen, gehen die Forscher davon aus, dass eine Wiederholung der Operation "eine effektive und sichere minimal-invasive Behandlungsoption" ist und eine Alternative zu künstlichen Sphinktern darstellt, so die federführende Autorin, Dr. Irina Soljanik von der Ludwig-Maximilians-Universität München, in einer E-Mail an Reuters Health.

Alle Wiederholungsoperationen wurden vom gleichen Chirurgen durchgeführt, der das erste Band an Ort und Stelle beließ, da "seine Position keine Behinderung bedeutete". Dies lasse darauf schließen, so die Autoren, dass das erste Band sich von seiner anfänglichen korrekten Position wegbewegt hatte. Um zu verhindern, dass auch das zweite Band verrutscht, platzierte der Operateur zusätzliche nicht-resorbierbare Nähte im mittleren Teil des Bandes (bei den ersten Operationen waren resorbierbare Nähte angewendet worden).

Bei der Nachuntersuchung sechs Monate nach dem Eingriff verwendete fast die Hälfte der Männer (45,5 Prozent) keine Einlagen mehr; 30 Prozent benutzten zur Sicherheit eine Einlage, die aber trocken blieb.

Bei vier Männern brachte die erneute Operation keinen Erfolg, darunter drei, die in den ersten drei Monaten nach einer signifikanten postoperativen Verbesserung exzessiv körperlich aktiv waren. Alle vier Patienten wurden im Nachhinein erfolgreich mit einem künstlichen Blasenschließmuskel therapiert.

Die Ergebnisse nach einem durchschnittlichen Follow-up von 16,6 Monaten waren ähnlich: 35 Prozent der Männer verzichteten auf Einlagen, 38 Prozent verwendeten zur Sicherheit Einlagen, die aber trocken blieben. Bei weiteren drei Männern versagte in dieser Zeit das neue Band, sie wurden ebenfalls erfolgreich mit einem künstlichen Sphinkter behandelt.

Der tägliche Verbrauch an Einlagen reduzierte sich in der Studienpopulation signifikant von 4,35 Stück vor dem Eingriff auf 1,62 Stück sechs Monate bzw. 0,89 Stück 16,6 Monate danach.

Bei 23,6 Prozent der Patienten entwickelte sich postoperativ eine akute Harnverhaltung, aber es waren keine weiteren Maßnahmen als der zeitweise (zwei bis 15 Tage) Einsatz eines suprapubischen oder transurethralen Katheters notwendig.

"Der Knackpunkt ist, die Patienten für einen erneuten Eingriff sorgfältig auszuwählen und ihnen eindringlich klar zu machen, dass sie in den ersten zwölf Wochen nach dem Eingriff sportliche Aktivitäten und schwere körperliche Betätigung meiden müssen", sagte Dr. Soljanik. "Für den Operateur ist es wichtig, auf eine ausreichende Fixierung des Bandes zu achten."

"Ausgehend von unseren Ergebnissen sollten sorgfältig ausgewählte Patienten mit einem positiven Repositionierungtest nach einer ersten erfolglosen RTS-Implantation hinsichtlich eines neuen RTS als Alternative zu einem künstlichen Sphinkter beraten werden", sagte sie.

(Beim sogenannten Repositionierungstest, der während einer Harnröhrenspiegelung durchgeführt wird, zeigen Männer mit Belastungsinkontinenz nach Prostatektomie, aber ohne intrinische Sphinkterdefizienz, bei der Hebung des Perineums ein passives Schließen des Sphinkters, mit einer sichtbaren Kontraktion der gesamten Sphinkterumgebung.)

Eur Urol; 58(5)e51-e52