Symptome der unteren Harnwege erhöhen bei älteren Männern die Sturzgefahr

NEW YORK (Reuters Health/ac) - Selbstständig lebende, gehfähige Männer im Alter von 65 Jahren oder älter, die an mittelschweren bis schweren Symptomen der unteren Harnwege (lower urinary tract symptoms, LUTS) leiden, haben eine erhöhtes Risiko für Stürze. So lautet das Ergebnis einer großen, prospektiven Kohortenstudie, die in der Juli-Ausgabe von BJU International veröffentlicht worden ist.

"Die Zusammenhänge zwischen LUTS und Stürzen bei Männern zu erkennen, ist ein Problem der öffentlichen Gesundheit, das ins Auge springt", merken Dr. J. Kellogg Parsons von der University of California, San Diego Medical Center, und seine Ko-Autoren an. "Die hohe Prävalenz von LUTS bei älteren Männern unterstreicht die Relevanz dieses Problems, insbesondere in Zeiten einer rasch steigenden hohen Lebenserwartung von Männern."

Dr. Parsons und seine Mitarbeiter zogen ihre Daten aus der Osteoporotic Fractures in Men (MrOS) Studie, die an sechs Lehrkrankenhäusern in den USA durchgeführt wurde. Die Männer wurden mittels gezielter Mailings auf Basis verschiedener Daten für die Untersuchung rekrutiert. Zu den Einschlusskriterien gehörten ein Alter von mindestens 65 Jahren und die Fähigkeit, ohne Hilfe einer anderen Person zu gehen. Personen mit beidseitiger künstlicher Hüfte wurden nicht in die Studie aufgenommen.

Die aktuelle Studie umfasste 5872 Männer (Durchschnittsalter 74 Jahre, 90 Prozent Weiße), die bei Eintritt in die Studie zwischen 2000 und 2002 Fragebogen ausfüllten und die in Bezug auf demografische Merkmale, Faktoren des Lebensstils und Krankheiten befragt wurden. LUTS wurde anhand des 35 Punkte umfassenden American Urological Association Symptom Index ermittelt.

Primärer Endpunkt war die kumulative 1-Jahres-Inzidenz für Stürze bei Männern mit mittelschweren (8-19 Punkte) oder schweren LUTS (20-35 Punkte) im Vergleich zu solchen mit leichten Symptomen (0-7 Punkte). Die LUTS wurden bei 54 Prozent als leicht, bei 39 als mittelschwer und bei 7 Prozent als schwer eingeschätzt.

Während der einjährigen Nachbeobachtung berichteten 25 Prozent der Männer von mindestens einem Sturz und 12 Prozent von zweien oder mehr. Die unangepasste kumulative Inzidenz für einen Sturz betrug 22 Prozent bei leichten, 27 Prozent bei mittelschweren und 37,4 Prozent bei schweren LUTS. Die entsprechenden Inzidenzen für wiederholte Stürze lag bei 9, 14 und 22 Prozent.

Bei ihrer multivariaten Analyse berücksichtigten die Wissenschaftler demografische Variablen und solche, die die Lebensführung betrafen, sowie Stürze in der medizinischen Vorgeschichte, Schwindel, Prostataerkrankungen, Einnahme von Medikamenten gegen urologische oder ZNS-Erkrankungen, Einschränkungen der Beweglichkeit und Maße der körperlichen Leistungsfähigkeit.

Die angepassten Risikoraten im Vergleich zu leichten LUTS lagen bei 1,11 (p = 0,02) für eine mittlere Symptomschwere und bei 1,33 (p < 0,001) für schwere Symptome. Für zwei oder mehr Stürze betrugen die entsprechenden Risikoraten 1,21 (p = 0,01) und 1,63 (p < 0,001).

LUTS-Symptome, die am engsten mit Stürzen in Zusammenhang standen, waren Harndrang, Schwierigkeiten beim Beginn der Harnblasenentleerung und Nykturie.

Dr. Parsons' Arbeitsgruppe nimmt an, dass der Drang möglicherweise unwillkürlich ist und ein Risiko darstellende Bewegungen in Richtung der Toilette auslöst. Männer mit Miktionsproblemen wenden zur Erleichterung der Blasenentleerung unter Umständen das Valsalva-Manöver an, was zu einem höheren Risiko für eine synkopische Episode führt. Eine Nykturie kann die normalen Schlafmuster stören, zu Schlafmangel führen und dazu, dass die betroffenen Männer sich oft in einer dunklen Umgebung bewegen.

"Wegen der ernsten Konsequenzen, die Stürze haben, könnten die Ergebnisse dieser Studie möglicherweise eine routinemäßige Beurteilung von LUTS mit einem validierten Fragebogen in der Primärversorgung älterer, selbstständig lebender Männer rechfertigen", schlagen sie vor.

Quelle: BJU Int 2009; 104: 63-68