Subtyp von Harninkontinenz nach Apoplex beschrieben

NEW YORK (Reuters Health) - Bei Apoplex-Überlebenden unterscheidet sich die Harninkontinenz mit einem beeinträchtigten Bewusstsein für die Notwendigkeit, zu miktionieren, (impaired awareness of the need to void, IA-UI) von der Dranginkontinenz. Das besagen Befunde, die in der Maiausgabe des BJU International erschienen sind. IA-UI spiegelt vermutlich eine größere Schädigung des Gehirns wider.

"Harninkontinenz ist in der ersten Phase nach einem Apoplex häufig und ein starker negativer prognostischer Faktor", schreiben Dr. Renate Pettersen und ihre Kollegen von der Universität Oslo.

"In einer aktuellen Studie fanden wir, dass neu einsetzende Harninkontinenz bei Schlaganfallpatienten in zwei unterschiedliche klinische Kategorien fiel, d.h. klassische Dranginkontinenz oder Harninkontinenz mit einem beeinträchtigten Bewusstsein für die Notwendigkeit, zu miktionieren", erklären sie.

"Die IA-UI hat sich als starker und unabhängiger Faktor für einen schlechten Verlauf nach drei Monaten erwiesen, wohingegen das bei der Dranginkontinenz nicht der Fall war", fügt das Team hinzu.

In der vorliegenden Studie untersuchten die Wissenschaftler die klinischen und neuroradiologischen Charakteristika von Patienten mit IA-UI. In die Studie eingeschlossen waren 315 stationäre Schlaganfallpatienten, die medizinisch stabil und in der Lage waren, zu kommunizieren.

Insgesamt wurden 65 Patienten mit Harninkontinenz identifiziert. Davon litten 27 unter Dranginkontinenz und 38 unter IA-UI. Eine umfassende klinische Beurteilung und zerebrale Computertomographie wurden bei allen Studienteilnehmern vorgenommen.

Unter den Patienten mit IA-UI waren sich 16 teilweise der Inkontinenz bewusst, nicht aber der vollen Blase. Die anderen 22 Patienten verleugneten eine Inkontinenz. Patienten mit IA-UI waren funktionell stärker beeinträchtigt (p = 0,001) und hatten mehr sichtbare neue CT-Läsionen (24 von 38 versus 10 von 27, p = 0,04) als Patienten mit Inkontinenz. Auch war bei Patienten mit IA-UI der Frontallappen seltener involviert (7 von 24 gegenüber 7 von 10, p = 0,05).

Bei sieben Patienten mit IA-UI wurde eine urodynamische Beurteilung vorgenommen. Davon hatten zwei eine normale Zysto-Urometrie, vier zeigten eine terminale Detrusorhyperaktivität und einer hatte einen unzulänglichen Urethra-Verschlussmechanismus.

Von den 27 überlebenden IA-UI-Patienten wurden nur zwei nach einem Jahr kontinent, verglichen mit 13 von 27 Patienten mit Dranginkontinenz.

"Patienten mit klassischer Dranginkontinenz können sich spontan erholen oder von etablierten Behandlungsmaßnahmen genauso wie andere ohne Apoplex profitieren", erläutern Dr. Pettersen und ihre Kollegen.

"Patienten, die leugnen oder sich nicht betroffen fühlen, werden auf keine Maßnahme ansprechen", merken sie an.

Allerdings "könnte jenen mit erhaltener Einsichtsfähigkeit ein frühes Verhaltens- und Bewusstseinstraining helfen, wie zuallererst eine Miktion nach Aufforderung oder sogar zusätzliche medizinische Therapien, wenn einer ungehemmte Detrusoraktivität vorliegt", regen die Wissenschaftler an.

Quelle: BJU Int 2007;99:1073-1077.