Sport kann nach einer Prostataoperation vor Inkontinenz schützen
NEW YORK (Reuters Health) - Gesundes Körpergewicht und regelmäßiger Sport können Männer vor der häufigsten Nebenwirkung einer Operation gegen Prostatakrebs schützen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle US-amerikanische Studie.
Die Wissenschaftler untersuchten 165 Männer, deren Prostata aufgrund einer Krebserkrankung entfernt wurde. Und kamen zu dem Ergebnis, dass die Männer, die nicht übergewichtig waren und vor dem Eingriff regelmäßig Sport getrieben hatten, seltener unter einer langfristigen Harninkontinenz litten. Selbst in der Gruppe der übergewichtigen Männer war die Wahrscheinlichkeit für eine Inkontinenz ein Jahr nach der Operation bei denjenigen verringert, die vor dem Eingriff regelmäßig Sport trieben.
Bei allen Studienteilnehmern hatte der Chirurg die Prostata und Teile des umgebenen Gewebes entfernt. Harninkontinenz und sexuelle Dysfunktion sind bei diesen Eingriffen weitverbreitete Nebenwirkungen, allerdings bessert sich beides oft im Laufe der Zeit. Bislang hat man sich auf die Suche nach besseren chirurgischen Techniken, bei denen Nebenwirkungen wie Nerven-, Muskel- oder Blutgefäßschädigungen in prostatanahem Gewebe vermieden werden.
Allerdings legen die neuen Ergebnisse nahe, dass Männer auch ihren Lebensstil ändern können, um ihr Risiko auf Inkontinenz zu verringern, kommentiert Dr. Kathleen Y. Wolin, Dozentin für Chirurgie an der Washington University School of Medicine in St. Louis. Sie hat die Untersuchung geleitet. "Das ist ein weiterer Grund für Männer, aufzustehen und aktiv zu werden", teilte sie Reuters Health in einem Interview mit.
Im Allgemeinen werden Männer mit Prostatakrebs, wie alle anderen Männer auch, dazu ermutigt einen gesunden Lebensstil zu pflegen, regelmäßiger Sport inklusive. Eine Studie, die über 20 Jahre lief und letzten Monat veröffentlicht wurde, zeigte: Bei Männern mit Prostatakrebs starben diejenigen, die wenigstens 15 Minuten Sport pro Tag trieben, seltener während der Studienlaufzeit als inaktive Männer. "Wir empfehlen Männern mit Prostatakrebs, die bewegungsarm leben, ausdrücklich, dass sie mit ihrem Arzt darüber sprechen, wie sie sportlicher werden können", sagte Wolin.
Wolin und ihre Kollegen haben die Ergebnisse im Journal of Urology veröffentlicht. Für die Studie haben sie 165 Männer ein Jahr nach einer Prostataentfernung auf eine eventuelle Inkontinenz untersucht. Vor der Operation hatten alle Männer von ihren Sportgewohnheiten berichtet. Diejenigen, die angegeben hatten, dass sie mindestens eine Stunde pro Woche Sport trieben, wurden als aktiv eingestuft. Insgesamt fanden die Forscher die höchste Inkontinenzrate in der Gruppe der übergewichtigen Männer, die sich wenig bewegten (41 Prozent). Sportliche, normalgewichtige Männer zeigten die geringste Neigung zu Inkontinenz (16 Prozent).
Innerhalb der Gruppe der übergewichtigen Männer war ein Viertel derer, die physisch aktiv waren, inkontinent. Das entspricht der Anzahl normalgewichtiger, nicht sportlichen Männer mit Inkontinenz. Das lege nahe, erklären die Forscher, dass Sport die negativen Effekte von Übergewicht ausschalten könne.
Warum genau Sport eine Inkontinenz abwehren kann, ist unklar. Eine Möglichkeit sei, sagte Wolin, dass Sportler allgemein einen besseren Muskeltonus haben. Dieser könne helfen, die Blase zu kontrollieren. Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass Langzeit-Sportler eher auf die Anweisungen des Arztes hören und ihre Übungen nach der Operation ausführen. Diese sogenannten Kegel-Übungen stärken die Muskeln des Beckenbogens und könnten somit Inkontinenz und sexuelle Dysfunktion verbessern.
Laut Wolin sind weitere Studien nötig, um zu untersuchen, ob verschiedene Sportarten und Übungsintensitäten effektiver sind als andere - und wie das Sportverhalten nach einer Prostataoperation das Risiko auf eine Langzeit-Inkontinenz beeinflussen kann.
Quelle: J Urol. 2009 Dec 15.