Sexuelle Inkontinenz nach Prostatektomie

NEW YORK (Reuters Health) - Inkontinenz beim Geschlechtsverkehr ist für etwa einen von acht Männern, die sich einer Prostatektomie unterzogen haben, ein langanhaltendes Problem, wie sich in einer Studie mit mehr als 1400 Patienten gezeigt hat.

Obwohl der unfreiwillige Harnabgang bei einigen Männern im Laufe der Zeit zurückging, litten 36 Prozent auch zwei Jahre nach der Operation noch an dem Problem. Zwölf Prozent der betroffenen Männer bezeichneten es als "großes Ärgernis".

"Ich denke, es handelt sich dabei um ein unterschätztes Problem, denn wenn man sich all die Diskussionen ansieht, geht es immer nur um die erektile Dysfunktion" nach der Prostataoperation, sagte Dr. Herbert Lepor, Urologe an der New York University gegenüber Reuters Health. "Wir übersehen einige der anderen Belange, die wichtig für die gesamte sexuelle Funktion sind", sagte Lepor, der die neue Studie leitete.

Seine Arbeitsgruppe wertete Fragebögen von 1459 Männern aus, die zwischen 2000 und 2007 eine Prostatektomie hatten. Lepor führte alle Operationen selbst und ohne Roboterunterstützung durch, doch er glaubt, dass die Inzidenz sexueller Inkontinenz nach roboterassistierten Eingriffen nicht anders wäre.

Die am 25. Juli im Journal of Urology veröffentlichten Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Blasenentleerungsstörungen ein größeres Problem darstellen könnten als frühere Studien aufgezeigt haben.

Im vergangenen Mai berichtete eine andere Gruppe von Urologen, dass nur einer von 20 Männern angebe, ein Jahr oder länger nach der Prostatektomie von Inkontinenz geplagt zu sein. Ob diese Diskrepanz auf unterschiedliche Fragebögen oder andere Faktoren zurückzuführen ist, bleibt unklar.

Dr. Neil Fleshner von der University of Toronto, der der Inkontinenz beim Orgasmus im Jahr 2006 in einer Veröffentlichung im Journal of Urology den englischen Namen "climacturia" verpasste, sagte gegenüber Reuters Health, dass er überrascht sei, dass nur so wenige Männer nach einer Prostataoperation von dem Problem berichten. Die Operateure entfernen üblicherweise einen Schließmuskel im Blasenhals, der den Harnfluss während eines Orgasmus blockiert.

"Ich neige dazu, unsere Patienten vor dem Eingriff darauf hinzuweisen, dass das passieren kann", sagte Fleshner.

"Einigen Männern, die nach einer Prostatektomie inkontinent sind, kann ein operativer Eingriff helfen. Auch Übungen, die die Beckenbodenmuskulatur stärken, können hilfreich sein, allerdings ist die Wirksamkeit einer solchen Rehabilitation nicht bewiesen", merkte Fleshner an.

Lepor sagte, er und seine Kollegen seien "ein wenig überrascht" gewesen, wie häufig sexuelle Inkontinenz in ihrer Studie aufgetreten sei. "Ich denke, das ist etwas, dessen sich diejenigen von uns, die radikale Prostatektomien durchführen, bewusst sein sollten, wenn wir Patienten vor dem Eingriff aufklären und wenn wir Wege suchen, das Problem zu behandeln, wenn es erst einmal da ist", ergänzte er.

Quelle: The Journal of Urology, 25. Juli 2011