Screening auf Harnwegserkrankungen bei Geschwistern von VUR-Patienten bringt wenig

NEW YORK (Reuters Health) - Geschwister von Kindern mit vesikoureteralem Reflux (VUR) profitieren möglicherweise nur wenig von einem Screening auf die Krankheit, obwohl sie ein erhöhtes Risiko tragen, wie eine neue Analyse andeutet.

Etwa ein Prozent aller Kinder leiden an VUR, und ihre Geschwister haben ein erhöhtes Risiko - mehr als ein Viertel der Kinder, die einen Bruder oder eine Schwester mit VUR haben, leiden ebenfalls an der Erkrankung. Folglich empfehlen viele Ärzte, Geschwister von VUR-Patienten grundsätzlich zu screenen, egal ob sie Symptome zeigen oder nicht.

Doch eine in der November-Ausgabe von Pediatrics veröffentlichte Studie zeigt, dass das Screening asymptomatischer Geschwister von VUR-Patienten nur eine kleine Anzahl von Harnwegsinfektionen verhindern würde. Im Gegenzug würden aber signifikante Kosten entstehen und die Kindern würden unnötig einer Strahlenbelastung und einer unangenehmen Untersuchung ausgesetzt werden.

"Man muss wirklich eine große Anzahl asymptomatischer Geschwister screenen, um einer einzigen Infektion vorzubeugen", sagte Autor Dr. Jonathan Routh vom Children's Hospital Boston gegenüber Reuters Health.

Routh und seine Kollegen schätzen, dass die "number needed to screen" in die Hunderte gehen könnte, mit potenziellen Kosten von Hunderten bis Tausenden von Dollars. Noch komplizierter wird die Sache, da nicht klar ist, wie wirksam Antibiotika Harnwegsinfektionen bei Kindern mit VUR vorbeugen.

Geht man davon aus, dass prophylaktische Antibiotika wirken, müsste man nur 30 einjährige Geschwister screenen, um eine fiebrige Harnwegsinfektion zu verhindern. Die Kosten für eine verhinderte Infektion lägen in diesem Fall bei 56.000 Dollar, so die Forscher.

Geht man jedoch von einer etwas konservativeren Schätzung der Wirksamkeit aus, errechnen die Forscher 430 Geschwister, die gescreent werden müssten, um eine Harnwegsinfektion zu verhindern. Die Kosten lägen dann bei 820.000 Dollar pro verhinderte Infektion.

"Im besten Falle müssten Sie immer noch 30 völlig gesunde Kinder screenen, um eine fiebrige Harnwegsinfektion zu verhindern", betonte Dr. Routh.

Routh und sein Team verwendeten ein mathematisches Modell, das Variablen wie die Prognose für die Geschwister eines VUR-Patienten basierend auf der aktuellen Forschung, die Strahlungsbelastung und die mit der Zystographie verbunden Kosten sowie die Kosten, die bei der Behandlung von VUR-Komplikationen auftreten berücksichtigt. Dann wendeten sie dieses Modell auf 100.000 imaginäre Kinder an, deren Geschwister an VUR erkrankt waren.

Die American Urological Association empfiehlt kein universelles Screening und hat im Juli aktualisierte Leitlinien dazu herausgegeben, wann ein Screening der Geschwister Sinn macht.

Die Studienergebnisse bestätigten, was viele praktizierende Urologen schon lange wüssten, aber nicht beweisen konnten, sagte Dr. Kourosh Afshar gegenüber Reuters Health. Afshar erforscht den VUR an der University of British Columbia. Um die Vorteile eines Screenings an echten Kindern zu untersuchen, müssten viele Kinder über viele Jahre beobachtet werden, was exorbitante Kosten verursachen würde, sagte er. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein universelles Screening eine Infektion verhindert, ist "so gering", sagte er, "dass ich es nicht empfehle".

Quelle: Pediatrics; Vol. 126 No. 5 November 2010, pp. 865-871