Hysterektomie mit erhöhtem Risiko für Belastungsinkontinenz verbunden

NEW YORK (Reuters Health) - Frauen, die sich einer Hysterektomie unterziehen, haben ein erhöhtes Risiko, eine derart schwere Belastungsinkontinenz zu entwickeln, dass eine Operation erforderlich wird. Das belegen Befunde einer schwedischen Kohortenstudie, die im Lancet von 27. Oktober vorgestellt wurde.

Während Hysterektomie "den häufigsten gynäkologischen Eingriff in der westlichen Welt darstellt", wie Erstautor Dr. Daniel Altman gegenüber Reuters Health erklärte, habe es keine Langzeitstudien zu ihrem Effekt auf Harninkontinenz gegeben.

"Der größte Teil der Aufmerksamkeit ist auf neue chirurgische Techniken gerichtet, um bereits bestehende Inkontinenz zu behandeln, wobei der Primär- und Sekundärprävention wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird", fügte Dr. Altman hinzu.

Anhand von Informationen aus dem Swedish Inpatient Registry für den Zeitraum 1973 bis 2003 identifizierten Dr. Altman und seine Mitarbeiter am Karolinska-Institut 165.260 Frauen, die sich einer Hysterektomie unterzogen hatten, sowie eine passende Kontrollgruppe mit 479.506 Frauen, bei denen das nicht der Fall war.

Im Verlauf des 30-Jahres-Zeitraums war die Wahrscheinlichkeit, eine Belastungsinkontinenz zu entwickeln, in der Hysterektomie-Gruppe mehr als doppelt so hoch wie bei den Kontrollen (Hazard Ratio 2,4).

Das höchste Risiko bestand innerhalb der fünf Jahre nach der Hysterektomie (HR 2,7) und war nach Beobachtung über zehn oder mehr Jahre immer noch erhöht (HR 2,1).

Diese Befunde seien plausibel, sagte Dr. Altman. "Experimentelle Studien unter klinischen Rahmenbedingungen zeigen, dass eine Hysterektomie die Innervierung der Beckenorgane beeinträchtigen und daher nachteilige Veränderungen bei der Funktion von Blase und Harnröhre verursachen kann."

Zudem beeinträchtige die Entfernung des Uterus "die Unterstützung der Vagina, auf der Blase und Urethra ruhen", fuhr er fort, "und könnte Frauen für Inkontinenz anfällig machen, indem die enge anatomische Beziehung zwischen Vagina und dem unteren Harntrakt gestört wird."

In einem begleitenden Leitartikel beurteilt Dr. Adam Magos vom Royal Free Hospital in London die Befunde skeptisch, wobei er anmerkt, viele frühere Studien hätten entweder keinen Effekt oder tatsächlich sogar einen Nutzen für die Harnwegsfunktion gezeigt.

In Reaktion darauf hob Dr. Altman hervor, ein großer Teil dieser Forschung sei dadurch mit Mängeln behaftet, dass "keine nicht - hysterektomierte Kontrollgruppe eingeschlossen wurde sowie aufgrund der geringen Stichproben-Größen - sie haben keine ausreichende statistische Power, um einen echten Zusammenhang nachzuweisen".

Darüber hinaus, so fügte er hinzu, "sind die meisten der früheren Studien - selbst die randomisierten klinischen Studien hoher Qualität - auf einen Nachbeobachtungszeitraum von einem Jahr begrenzt. Vor unserer aktuellen Studie waren die längsten Studien auf drei Jahre beschränkt."

Im Gegensatz dazu bestünden die größten Stärken der Studie seiner Gruppe in "einer einzigartig großen landesweiten Studienpopulation, einer bevölkerungsbasierten Kontrollgruppe und einer beispiellosen Nachbeobachtung von 30 Jahren."

"Wir glauben, dass sich Patientinnen genauso wie Ärzte bewusst sein sollten, dass Beckenoperationen und im besonderen die Hysterektomie später im Leben Folgen zeitigen können", schlussfolgerte Dr. Altman.

Quelle: Lancet 2007;370:1462-1463, 1494-1499