Frühere, aggressivere Behandlung könnte Mortalität durch Blasenkrebs senken

NEW YORK (Reuters Health) - Frühere Erkennung und verbesserte Behandlung haben wahrscheinlich den größten Einfluss auf die Verringerung von durch Blasenkrebs bedingte Todesfälle, schlussfolgern Wissenschaftler aus einer Studie, die sie durchgeführt haben.

Veränderungen der ärztlichen Praxis könnten jedoch ebenfalls "zu nicht trivialen Rückgängen der Mortalität durch Blasenkrebs führen", schreiben Dr. David S. Morris und seine Kollegen von der University of Michigan, Ann Arbor, in der Zeitschrift Cancer vom 1. März.

Trotz Fortschritten in Diagnose und Behandlung über die vergangenen Jahrzehnte stagniere die Mortalität durch Blasenkrebs aller Stadien "bei etwa 50 Prozent", betont der Autor eines zusammen mit der Studie veröffentlichten Leitartikels. "Die genauen Gründe für diesen offensichtlichen Mangel an Fortschritt sind unklar, doch es sind verschiedenste Gründe und Lösungsvorschläge postuliert worden", schreibt Dr. Badrinath R. Konety von der University of California in San Francisco weiter.

In ihrer Studie untersuchten Dr. Morris und seine Kollegen das Ausmaß, in dem Tod durch Blasenkrebs der Tumorbiologie oder medizinischen Entscheidungen zuzuschreiben ist. Sie sahen klinische Daten von 126 Patienten und Versicherungsdaten von 6326 Patienten durch. Alle diese Patienten waren an Blasenkrebs gestorben. Morris und sein Team schätzten den Anteil an Todesfällen, der potenziell hätte vermieden werden können.

Den Wissenschaftlern zufolge war der größte Teil der Todesfälle durch Blasenkrebs in beiden Patienten-Populationen "höchstwahrscheinlich das Resultat einer aggressiven Tumorbiologie", was nahelege, dass bessere systemische Therapien notwendig seien.

Durch die Anwendung definierter Entscheidungskriterien stellten sie jedoch auch fest, dass ein signifikanter Prozentsatz der Todesfälle hätte vermieden werden können, wenn die Krankheit im Frühstadium aggressiv behandelt worden wäre.

"Auf Basis klinischer und administrativer Daten schätzen wir, dass zwischen 31,2 und 46,8 Prozent der Todesfälle potenziell vermeidbar waren", konstatieren Morris und seine Kollegen. Die Validität der Ergebnisse, schreiben sie, "wird gestützt durch die Ähnlichkeit der Größe der Schätzungen zwischen der klinischen und der Versicherungspopulation".

In beiden Datensätzen hatten Patienten, deren Tod potenziell vermeidbar gewesen wäre, im Allgemeinen eine Erkrankung, die noch nicht die Muskeln befallen hatte oder zeigten einen geringeren Krankheitsgrad. "Nicht überraschend", so die Forscher, "hatten Patienten, deren Tod hätte vermieden werden können, einen signifikant längeren Krankheitsverlauf, was nahelegt, dass es mehr als genug Möglichkeiten zur aggressiven Therapie gegeben hätte".

"Trotz Bedenken hinsichtlich des retrospektiven Charakters der Studie und der Validität der administrativen Daten ist die Studie von Morris et al. extrem wichtig und dient als ein Ruf zu den Waffen", kommentiert Leitartikelverfasser Dr. Konety. "Diese Daten beschwören uns geradezu, uns mehr darüber im Klaren zu sein, dass eine frühere Zystektomie oder andere aggressive Therapien einigen Patienten mit Erkrankungen ohne Muskelbefall das Leben retten kann".

"Es ist unerlässlich", schlussfolgert Konety, "dass wir Kriterien für die Durchführung der präventiven Zystektomie bei Patienten mit Blasenkrebs ohne Muskelinvasion, bei denen eine intravesikale Therapie versagt hat, entwickeln."

Quelle: Cancer 2009;115:914-916,1011-1020