„Friss-mich-nicht“-Signal hilft Blasentumoren, dem Immunsystem zu entkommen

WASHINGTON (Reuters) – Wissenschaftler haben primitive Blasenkrebszellen entdeckt, die sich mit einem „Friss-mich-nicht“-Signal maskieren, das Immunzellen abschreckt, so dass sie später zu Tumoren heranreifen können.

Doch den Forschern ist es gelungen, den Krebszellen diese Maske herunterzureißen. Deshalb hoffen sie jetzt, dass ihre Ergebnisse zu neuen Therapieansätzen für verschiedene Krebsarten führen könnten.

Die unmittelbare Hoffnung ist, einen Weg zu finden, Patienten mit aggressivem Blasenkrebs von Patienten mit benigneren Formen zu unterscheiden. Blasenkrebs wächst meist langsam und lässt sich gut behandeln, doch 15 Prozent der Fälle werden invasiv und tödlich.

Dr. Irving Weissman von der Stanford University in Kalifornien und seine Kollegen fanden heraus, dass Krebs-Stammzellen sich mit Hilfe des Protein CD-47 maskieren. Immunzellen (Makrophagen) zerstören normalerweise Krebszellen, doch CD-47 ist ein Signal, das sie praktisch abschaltet.

„Das ist das erste Mal, dass wir ein solches ‚Friss-mich-nicht’-Signal in Stammzellen eines soliden Tumors gefunden haben“, sagte Weissman in einem Statement. „Wir versuchen jetzt, uns so schnell wie möglich auch andere Tumoren anzuschauen, um zu ermitteln, ob es sich dabei um eine universelle Strategie aller oder fast aller Krebs-Stammzellen handelt.

Weissmans Team hat bereits herausgefunden, dass sich einige Arten von Leukämiezellen ebenfalls mit Hilfe von CD-47 maskieren, um dem Immunsystem zu entgehen.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass CD-47 in Krebszellen von Patienten, die später die aggressive Art von Blasentumor entwickeln, starker exprimiert wird. Sie gehen davon aus, dass dieses einzigartige Merkmal genutzt werden könnte, um Patienten besser zu diagnostizieren, so dass diejenigen mit aggressiven Tumoren schneller behandelt werden können.

Sie setzten einen monoklonalen Antikörper ein, um die CD-47-Maskierung zu blockieren. Tumorzellen, die in einem Laborgefäß in dem Antikörper eingeweicht worden waren, wurden später tatsächlich von Makrophagen zerstört. Das berichtet Weissmans Team in den Proceedings of the National Academy of Sciences. Monoklonale Antikörper werden bereits in verschiedenen Krebsmedikamenten eingesetzt.

Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences, 3. August 2009