Sehr hoher Koffeinkonsum begünstigt Harninkontinenz

NEW YORK (Reuters Health) - Frauen, die sehr viel koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen, könnten ein leicht erhöhtes Risiko für Harninkontinenz haben, wie eine neue Studie andeutet. Diese neue Erkenntnis mehrt die widersprüchliche Evidenz zu der Frage, ob Koffein diese häufige Störung nun verschlimmert oder nicht.

Die Wissenschaftler fanden, dass unter mehr als 65.000 US-amerikanischen Frauen diejenigen mit dem höchsten Koffeinkonsum - etwa das Äquivalent von vier oder mehr Tassen Kaffee oder zehn Dosen Cola am Tag - im Laufe von vier Jahren häufiger Inkontinenz entwickelten als diejenigen, die weniger Koffein konsumierten.

Verglichen mit den Frauen, die am wenigsten Koffein zu sich nahmen, entwickelten diejenigen mit dem höchsten Konsum mit einer um 19 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit häufig auftretende Probleme mit der Blasenkontrolle (mindestens einmal die Woche)

Die Studie fand kein erhöhtes Risiko bei Frauen, die maximal 299 mg Koffein am Tag konsumierten - das entspricht etwa drei Tassen Kaffee.

In der Gruppe mit dem höchsten Koffeinkonsum, die mindestens 450 mg am Tag zu sich nahm, war das Koffein jedoch besonders ausgeprägt mit Dranginkontinenz verbunden.

Die Ergebnisse, die am 18. März im Journal of Urology vorgestellt wurden, beweisen nicht, dass das Koffein die Blasenkontrollprobleme der Frauen verursachte. Und wenn das Koffein schuld sein sollte, dann nur in sehr großen Mengen.

"Wir haben nur bei den Frauen mit dem höchsten Koffeinkonsum ein erhöhtes Inkontinenzrisiko beobachtet - also bei Frauen, die vier oder mehr Tassen Kaffee am Tag trinken", schrieb Dr. Mary K. Townsend, eine der an der Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen, in einer E-Mail an Reuters Health.

"Bei Frauen mit geringerem Koffeinkonsum fanden wir kein erhöhtes Risiko", sagte Townsend, die an der Harvard Medical School in Boston tätig ist.

Sie ergänzte, dass es noch zu früh sei, um Frauen konkrete Ratschläge hinsichtlich des Koffeinkonsums zu geben. Es seien noch mehr Studien notwendig, um die Ergebnisse zu bestätigen.

Eine andere Studie, die ebenfalls im März veröffentlicht wurde, hat 14.000 schwedische Frauen untersucht und kein erhöhtes Inkontinenzrisiko bei Kaffeetrinkerinnen festgestellt, wenn das Alter mit in Betracht gezogen wurde. Diese Analyse berücksichtigte jedoch nicht die Mengen an Koffein, die die Frauen konsumierten.

Frauen, die bereits an Harninkontinenz leiden, werde häufig empfohlen, ihren Koffeinkonsum einzuschränken, merkte Townsend an. "Unsere Studie legt nahe, dass die Vermeidung eines höheren Koffeinkonsums auch ein nützlicher Ratschlag für Frauen sein könnte, die noch nicht an Inkontinenz leiden, aber befürchten eine zu entwickeln", sagte sie.

Die Ergebnisse basieren auf Daten von zwei großen Langzeitstudien mit 65.000 US-Krankenschwestern im Alter zwischen 37 und 79. Die Hälfte von ihnen fiel in die Gruppe mit dem geringsten Koffeinkonsum - weniger als 150 mg am Tag, was nicht einmal einer ganzen Tasse täglich entspricht.

Weitere neun Prozent konsumierten 450 mg Koffein oder mehr am Tag. Das entspricht etwa vier oder mehr Tassen Kaffee oder zehn Tassen Tee oder Dosen Cola. Von den Frauen in dieser Gruppe mit hohem Koffeinkonsum, erkrankten in den folgenden vier Jahren jedes Jahr 2,7 Prozent an häufig auftretender Harninkontinenz. Bei den Frauen in der Gruppe mit dem niedrigsten Koffeinkonsum waren es dagegen nur 1,9 Prozent.

Nach der Anpassung um Variablen wie Alter, Körpergewicht und Rauchgewohnheiten war ein sehr hoher Koffeinkonsum mit einem um 19 Prozent erhöhten Risiko für häufige Inkontinenz verbunden.

Townsend zufolge ist Koffein harntreibend, so dass Menschen, die bereits eine überaktive Blase haben, anfälliger für diese Effekte sein könnten. Es gebe zudem Hinweise darauf, dass selbst geringe Dosen an Koffein die Muskelkontraktionen der Blase beschleunigen können, sagte sie.

Quelle: The Journal of Urology, Volume 185, Issue 5, Pages 1775-1780, May 2011