Kinder mit ADHS haben häufiger Probleme mit der Blasenkontrolle

NEW YORK (Reuters Health) - Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) haben häufiger Probleme mit Bettnässen und anderen Miktionsstörungen als Kinder ohne ADHS, wie eine Studie aufgezeigt hat.

Türkische Wissenschaftler verglichen 62 Kinder mit und 124 Kindern ohne ADHS. Auf einem Fragebogen zu Symptomen des unteren Harntrakts wurde bei den Kindern mit ADHS ein signifikant höheren Punktwert erreicht. Insbesondere hatten sie häufiger Probleme mit Bettnässen und imperativem Harndrang.

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass bis zu 30 Prozent der Kinder mit ADHS Probleme mit dem Einnässen haben, entweder tagsüber oder beim Schlafen.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass "die Inzidenz aller Symptome des unteren Harntrakts, nicht nur des Einnässens, bei Kindern mit ADHS ansteigt", schrieb Dr. Ozgu Aydogdu, einer der Autoren der Studie in einer E-Mail an Reuters Health.

Es ist nicht ganz klar, warum das so ist. Aber es könnte mit den stimulierenden Medikamenten zu tun haben, die zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden. Allerdings könnte es auch an der Erkrankung selbst liegen, so Aydogdu von der Universität Ankara.

Ein Kinderurologe, der nicht an der Studie beteiligt war, sagte, dass die neue Studie helfe, ein wenig Licht auf die Assoziation zwischen ADHS und Harninkontinenz zu werfen. Doch die kleine Stichprobengröße limitiere die Schlussfolgerungen, die aus der Untersuchung gezogen werden können, betonte Dr. Lane S. Palmer, Leiter der Kinderurologie am Cohen Children's Medical Center in New Hyde Park, New York. "Ich denke, die Leute sollten sich darüber bewusst sein, dass es eine Verbindung gibt, die aber noch nicht gut untersucht wurde", sagte Palmer gegenüber Reuters Health.

Er sagte, dass immer noch große Studien notwendig seien, um die Inzidenz von Harninkontinenz bei Kindern mit ADHS festzunageln, und um die zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen. Nebenwirkungen von Medikamenten könnten ein Faktor sein, merkte Palmer an, aber auch hier seien weitere Forschungen notwendig, um dies zu bestätigen.

Die aktuellen Ergebnisse, die in der Februar-Ausgabe des Journal of Urology veröffentlicht wurden, basieren auf Fragebögen und Symptomtagebüchern, die von den Eltern von 62 Kindern mit und 124 Kindern ohne ADHS ausgefüllt worden waren.

Im Durchschnitt erreichten Kinder mit ADHS einen Punktwert von 11 auf einem Fragebogen zur Beurteilung von Symptomen des unteren Harntrakts - wie Bettnässen und ständiger Harndrang. Im Allgemeinen deute ein Punktwert über 9 auf Blasenprobleme hin, so die Wissenschaftler. In der ADHS-freien Gruppe lag der durchschnittliche Punktwert bei 3.

Als sich die türkischen Wissenschaftler die Symptomtagebücher der Kinder ansahen, zeigte sich, dass in der ADHS-Gruppe 22 Prozent Probleme wie Bettnässen und Harninkontinenz aufwiesen. In der Kontrollgruppe waren es nur fünf Prozent.

Für Eltern von Kindern mit ADHS ist Achtsamkeit das Entscheidende, so Palmer. Er ergänzte, dass einige Eltern denken könnten, dass Bettnässen und Harninkontinenz "eben ein Teil" von ADHS seien. "Aber sie sollten sich bewusst sein, dass dagegen etwas getan werden kann."
Palmer zufolge besteht die Behandlung üblicherweise aus verschiedenen Verhaltensänderungen - wie am Abend weniger zu trinken und dass die Kinder eine programmierbare Uhr tragen, die sie daran erinnert, regelmäßig auf die Toilette zu gehen.

Es kann Kindern mit ADHS schwerer fallen, solche Veränderungen vorzunehmen, als anderen Kindern. Deshalb ist es wichtig, die Therapie individuell auf jedes Kind abzustimmen, so Palmer, was auch bedeuten könne, für Kinder mit ADHS ein kleines Ziel nach dem anderen zu setzen. "Mit genügend Babyschritten", so Palmer, "kommen Sie ans Ziel."

Quelle: The Journal of Urology, Volume 185, Issue 2 , Pages 663-668, February 2011