Hohe Kalorienaufnahme und gesättigte Fette tragen zur Harninkontinenz bei
NEW YORK (Reuters Health) - Frauen, die sehr viele Kalorien zu sich nehmen und bevorzugt gesättigte Fette verzehren, haben unabhängig von ihrem Körpergewicht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Harninkontinenz, wie eine neue Studie zeigt.
Warum genau der Anteil an gesättigten Fetten in der Ernährung eines Menschen das Risiko für Inkontinenz beeinflusst, ist unklar. Doch es könnte mit der chronischen systemischen Inflammation zu tun haben, spekulieren die Wissenschaftler. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit höheren Konzentrationen an bestimmten Entzündungssubstanzen im Blut häufiger an Harnwegssymptomen leiden. Und man geht davon aus, dass Ernährungsweisen mit einem hohen Anteil an gesättigten Fetten und weniger mehrfach ungesättigten Fettsäuren Entzündungsprozesse fördern.
Überschüssige Kalorien wiederrum könnten einen Effekt auf Harnwegssymptomen haben, da mehr Kalorien auch mehr Aktivität des Nervensystems bedeuten - und das könnte die Aktivität der Nerven, die die Blase kontrollieren, verstärken, erläuterte die federführende Autorin, Dr. Nancy N. Maserejian von den New England Research Institutes in Watertown, Massachusetts, in einer E-Mail an Reuters Health.
Von allen Frauen in der Studie litten die 20 Prozent mit der größten Kalorienaufnahme (etwa 2400 Kalorien am Tag) dreimal so häufig an Harninkontinenz wie die 20 Prozent mit der geringsten Kalorienaufnahme (etwa 840 Kalorien am Tag) - nach Anpassung um Gesundheitszustand und Lebensstilfaktoren wie das Körpergewicht.
Die Frauen mit der höchsten Rate an gesättigtem Fett zu mehrfach ungesättigten Fettsäuren verzehrten drei- bis siebenmal mehr gesättigtes als ungesättigtes Fett. Sie litten 2,5-mal häufiger an Harninkontinenz als Frauen, die etwa gleich viel gesättigtes und ungesättigtes Fett konsumierten.
Die im American Journal of Epidemiology veröffentlichten Daten stammen aus einer Studie mit 2060 Frauen aus Boston, die zwischen 30 und 79 Jahre alt waren und detaillierte Angaben zu ihrer Ernährung und anderen Lebensstilfaktoren gemacht hatten. Etwas mehr als zwölf Prozent der Frauen litten an mittelschwerer bis schwerer Harninkontinenz - definiert als mindestens ein Harnverlust pro Woche oder ein starker Harnverlust im Monat.
"Das sind ganz neue Erkenntnisse und wir brauchen mehr Untersuchungen, um sie zu verifizieren", sagte Dr. Maserejian.
Fürs Erste bleibe Gewichtsreduktion die First-Line-Lifestyle-Therapie für Übergewichtige mit Inkontinenz, sagte sie. Doch die aktuellen Erkentnisse deuteten an, dass es besonders effektiv sein könnte, die Pfunde loszuwerden, indem man die Kalorienanzahl reduziere und gesättigtes gegen ungesättigtes Fett eintausche.
Die Befunde legten außerdem nahe, dass solche Ernährungsumstellungen auch für normalgewichtige Frauen effektiv sein könnten, fügte Maserejian hinzu. "Einer der interessantesten Aspekte unserer Ergebnisse ist", sagte sie, "dass der Zusammenhang (zwischen Kalorien und Harninkontinenz) bei schlanken Frauen sogar noch ausgeprägter vorhanden war."
Quelle: Am J Epidemiol. 2010 May 15;171(10):1116-25.