Harnblasenkrebs

Wie Krebs entsteht ist noch weitgehend ungeklärt.

Er entwickelt sich in den Zellen unseres Körpers. Gesunde Zellen wachsen, teilen und vermehren sich, um die Gesundheit und Funktionstüchtigkeit des Körpers zu erhalten. Allerdings können Zellen auch außer Kontrolle geraten, dann kommt es zu einer unkontrollierten Zellteilung. Diese überschüssigen Zellen bilden einen Tumor, welcher gutartig (benign) oder bösartig (malign) sein kann.

Von der Harnblase ausgehende bösartige Tumore werden als Harnblasenkarzinom bezeichnet.

Krankheitsbild

Das Krankheitsbild Harnblasenkrebs

Die Ursache der Entstehung bösartiger Tumore ist noch nicht endgültig geklärt. Es sind aber eine Reihe von Faktoren zu nennen, die das Risiko, einen Harnblasentumor zu entwickeln, erhöhen. Ein wesentlicher Risikofaktor ist das Rauchen. Der Kontakt mit bestimmten chemischen Stoffen (besonders sind hier die aromatischen Amine zu nennen) kann das Risiko an einem Harnblasentumor zu erkranken, erhöhen. Arbeiter, die mit diesen chemischen Stoffen gearbeitet haben und einen Harnblasentumor entwickelten, können dies als Berufskrankheit anerkennen lassen. Das kann unter anderem Tätigkeitsbereiche in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, Gummi-Industrie, Farbanwendungen im Malerhandwerk, Textilindustrie, Lederverarbeitung, Druckereien, Raffinerien, Kokereien, Gaswerken oder Schornsteinfeger betreffen.

Obwohl heute durch Arbeitschutzmaßnahmen das Risiko stark vermindert wurde, können immer noch berufsbedingte Urothelkarzinome auftreten, da die Entwicklungszeit (Latenzzeit bis zu 40 Jahren) für diesen Tumor sehr lang ist.

Als Risikofaktoren werden weiterhin eine chronische Blasenentzündung, eine gehäufte Einnahme von Schmerzmitteln mit dem Wirkstoff Phenazetin oder eine über Jahre anhaltende Infektionskrankheit angesehen.

Ca. 29.500 Neuer­kran­kungen an Harn­bla­sen­tu­moren wurden für das Jahr 2018 in Deutsch­land prognos­ti­ziert. Männer sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Frauen. Das mitt­lere Erkran­kungs­alter liegt für Männer bei 74 und für Frauen bei 76 Jahren (siehe Abbil­dung).

Altersspezifische Erkrankungsraten nach Geschlecht ICD-10 C67, Deutschland, 2013 – 2014, Quelle: Robert Koch Institut 2017, www.rki.de

Symptome - Woran erkenne ich ein Harnblasenkarzinom?

Bei einem Harnblasenkrebs sind oft gar keine Frühsymptome erkennbar. Häufig verursacht Harnblasenkrebs in frühen Stadien kaum Beschwerden. Eine Blutung des Tumors (Makrohämaturie) ist oft schmerzlos. Bei ca. 80 % aller Patienten mit Harnblasenkrebs tritt dieses Beschwerdebild auf. Der Urin ist rötlich bis braun verfärbt. Weiterhin können häufiges Wasserlassen (Pollakisurie) oder Harndrang, bei dem kein Harn ausgeschieden wird oder unspezifische subjektive Beschwerden ein Hinweis auf ein Harnblasenkarzinom sein. Im fortgeschrittenen Stadium können Schmerzen des seitlichen Körperrumpfes, tastbarer Tumor im Bauchraum, Lymphknotenvergrößerungen, Lymph- oder Venenstauung oder Knochenschmerzen auftreten.

Die aufgeführten Symptome können zwar auf eine bösartige Erkrankung der Blase hindeuten, allerdings sind auch andere Ursachen dafür denkbar, die völlig harmlos sind. Auf jeden Fall sollte dies vom Facharzt für Urologie abgeklärt werden. Denn Harnblasenkrebs im Frühstadium kann gut therapiert werden und ist dauerhaft heilbar.

Diagnose

Harnblasenkrebs-Diagnostik

Die Harnblasenkrebs-Diagnostik wird bei Patienten mit folgenden Symptomen durchgeführt:

  • Makrohämaturie
  • chronische Mikrohämaturie
  • anhaltende Dysurie (unangenehme, erschwerte oder schmerzhafte Blasenentleerung) bzw. Harndrangsymptomatik.

Für die Diagnose können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

Begonnen wird meist mit einem ausführlichen Gespräch, der Anamnese. Der Urologe macht sich ein Bild über die aktuellen Beschwerden, über Vorerkrankungen und eventuelle Risikofaktoren. Auch eine gründliche körperliche Tastuntersuchung (Palpation) kann bereits weitere Hinweise liefern. Anschließend werden verschiedene körperliche und analytische Untersuchungen vorgenommen, um eine klare Diagnose stellen zu können.

Untersuchung von Urin- und Blutproben

Zunächst müssen Fragen beantwortet werden wie: „Lassen sich Blutspuren im Urin finden?“ oder „Sind die Blutwerte in Ordnung?“. Dazu werden Urin- und Blutproben im Labor gründlich untersucht. Besonders bei der Methode der Urinzytologie (Untersuchung des Urins auf krankhafte Zellbestandteile, insbesondere Krebszellen) können Erkrankungen der Harnblase, der harnableitenden Wege und des Nierenkelchsystems bereits im Frühstadium diagnostiziert werden.

Röntgenkontrastdarstellung

Wurde Blut im Urin nachgewiesen, wird eine Röntgenkontrastdarstellung der Nieren, der Harnleiter und der Blase (Urographie) durchgeführt. Mit dieser Methode gewinnt der Urologe einen Überblick über den gesamten Harntrakt.

Biopsie

Bei einer Biopsie werden dem Körper Gewebeproben entnommen, um diese von einem Pathologen unter dem Mikroskop feingeweblich (histologisch) untersuchen zu lassen. Die Entnahme kann dabei direkt während der Blasenspiegelung über das Endoskop geschehen. Oft ist diese Untersuchung die einzig zuverlässige Methode, um ein Blasenkarzinom zweifelsfrei auszuschließen oder zu diagnostizieren.

Ultraschalluntersuchung

Um eventuelle Veränderungen der inneren Organe zu erkennen, wird eine Ultraschalluntersuchung der unteren Bauchregion, der Nieren und der Blase vorgenommen. Auffälligkeiten lassen indirekt auf einen Tumor schließen.

Blasenspiegelung

Um die Schleimhaut der Blase zu untersuchen, wird der Urologe eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) durchfuhren. Dafür wird ein dünner, weicher und biegsamer Schlauch (Endoskop) durch die Harnröhre bis in die Blase eingeführt. Der Schlauch ist mit einer Kamera und einer Lichtquelle versehen. So können Größe, Ausdehnung, Lage oder sogar mehrere vorhandene Tumore erkannt werden. Die Blasenspiegelung ist notwendig, um die endgültige Diagnose zu sichern und die operative Therapie zu planen. In der Regel handelt es sich um eine komplikationsarme und weitgehend schmerzfreie Untersuchung

Tumormarker

Zum Teil werden zur Diagnose auch Tumormarker (z. B. NMP-22) eingesetzt. Diese sind aber zurzeit in der Forschung umstritten und haben noch keinen breiten Einsatz gefunden.

Weitere Untersuchungen bei invasiven Tumoren

Die T-Stadien und das Grading sind wichtige prognostische Faktoren, welche die nachfolgenden Therapiemaßnahmen bestimmen. Liegt ein invasives Harnblasenkarzinom vor, werden weitere Untersuchungen notwendig, um mögliche Metastasen zu erkennen. Diagnostische Methoden wie Computertomographie (CT), Kernspintomographie (MRT) und Skelettszintigraphie sind hier zu nennen.

Therapie

Therapie des Harnblasenkrebes

Bei rechtzeitiger Erkennung und Behandlung eines Harnblasenkarzinoms stehen die Chancen auf eine vollständige Heilung gut. Die jeweilige Therapie und deren Erfolg stehen dabei in direktem Zusammenhang mit der Klassifikation des Tumors.

Ein wichtiger Punkt den Sie selbst beeinflussen können: Sofern Sie Raucher sind, geben Sie das Rauchen auf! Rauchen ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung des Harnblasenkarzinoms.
Grundsätzlich wird in der Therapie zwischen nicht-invasiven und invasiven Harnblasenkarzinomen unterschieden, da sich die Vorgehensweisen in der jeweiligen Therapie maßgeblich unterscheiden. An dieser Stelle wird die Therapie des nicht-invasiven Harnblasenkarzinoms vorgestellt.

Therapie des nicht-invasiven Harnblasenkarzinoms

Die nicht-invasiven Karzinome machen rund 80 % der diagnostizierten Harnblasenkarzinome aus. Diese haben gute Heilungschancen, da sie meist ein niedriges bösartiges Potential aufweisen.

Kommt dieser Tumor unilokular (an einer Stelle vorkommend) vor, wird dieser mit Hilfe der transurethalen Resektion der Blase (Transurethrale Resektion-B) entfernt und anschließend eine Frühinstillation durchgeführt. Hierbei werden Medikamente über einen Katheter direkt in die Harnblase eingespült. Eine weitere Therapie ist nicht notwendig. Dagegen müssen multilokulare Harnblasentumore (an mehreren Stellen vorkommend) oder ein Cis (Carcinoma in situ) weiter behandelt werden. Es ist bekannt, dass diese Tumore häufig Rezidive (Wiederauftreten des Tumors) ausbilden und sich progressiv verhalten. Je nach Klassifikation wird nach der operativen Entfernung des Tumorgewebes eine adjuvante (begleitende) intravesikale Instillationstherapie mit Chemo-bzw. Immuntherapeutika empfohlen.

Diese Instillationstherapie beginnt mit der Frühinstillation, die meist zwei bis maximal 24 Stunden nach der Entfernung des Tumors durchgeführt wird. Diese kann das Einnisten von gelösten Tumorzellen verhindern und reduziert dadurch das Rezidivrisiko.

Zur Frühinstillation wird ausschlieslich ein Zytostatikum verwendet. Je nach Operationsverlauf und Klassifikation der Tumore wird sofort oder nach Abheilung der Operationswunde die Instillationstherapie entweder mit einem Chemotherapeutikum (Substanzen, die Tumorzellen im Organismus schädigen oder abtöten) oder einem Immuntherapeutikum (Aktivierung des Immunsystems durch pharmazeutisch wirksame Stoffe) weitergeführt.
Bei dieser Chemotherapie handelt es sich um die sogenannte intravesikale (in die Blase gegeben) Chemotherapie. Durch einen Katheter (Röhrchen) wird das Zytostatikum (Substanz, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmt) direkt in die Harnblase instilliert (eingespült). Das meistverwendete Medikament in Deutschland ist das Mitomycin (MMC). Es kann das Wachstum von Krebszellen hemmen und diese abtöten.

Das wichtigste Immuntherapeutikum ist das BCG (Bacillus Calmette-Guerin). Es ist ein attenuiertes Bakterium. Das bedeutet, dass die Bakterien keine Infektion mehr hervorrufen können, wohl aber eine Immunantwort. Das BCG bewirkt eine Abwehrreaktion, die auf die Blase konzentriert ist. Dadurch können Resttumorzellen bekämpft und eine Immunantwort gegen die Tumorzellen generiert werden.

Bei beiden Substanzen wird gleich vorgegangen:
Die Substanz wird in Kochsalzlösung gelöst und über einen Einmalkatheter in die Blase gegeben. Dort verbleibt sie für ein bis zwei Stunden und wird dann ganz normal in die Toilette ausgeschieden.

Vorsorge

Vorsorge zu Harnblasenkrebs

Es gibt aktuell keine Vorsorgeuntersuchung zur frühen Erkennung des Harnblasenkrebs, welche für die Gesamtbevölkerung empfohlen wird.

Die beste Prävention stellt ein rauchfreies Leben sowie gesunde Ernährungs- und Lebensgewohnheiten dar.

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