E. coli-Bakteriurie schützt vor Harnwegsinfektionen

NEW YORK (Reuters Health) - Eine absichtliche Inokulation mit Escherichia coli 83972 könnte Patienten mit Blasenentleerungsstörungen und rezidivierenden Harnwegsinfektionen helfen, berichten schwedische Wissenschaftler.

In einer in der Juli-Ausgabe des "Journal of Urology" veröffentlichten Studie entdeckten sie, dass eine E. coli-Bakteriurie das erneute Auftreten einer von den Patienten selbst berichteten Harnwegsinfektion im Durchschnitt um mehr als fünf Monate hinauszögerte.

Seniorautor Dr. Bjorn Wullt von der Universitätsklinik Lund sagte, die "wichtigste Lektion daraus ist, dass eine von selbst auftretende asymptomatische E. coli-Bakteriurie gut für den Patienten ist - und nicht behandelt werden sollte".

Bei denjenigen Patienten, die nicht von selbst eine asymptomatische Bakteriurie entwickeln, könnten Ärzte - wie die neuen Ergebnisse zeigen - eine Inokulation mit E. coli 83972 in Betracht ziehen.

Wullt und Kollegen teilten 26 Patienten mit Blasenentleerungsstörungen und wiederkehrenden Harnwegsinfektionen randomisiert entweder einer Inokulation mit Salinelösung oder mit E. coli 83972 zu. Nach der ersten danach auftretenden Harnwegsinfektion oder nach zwölf Monaten tauschten die Patienten die Behandlung.

20 Patienten schlossen die Studie ab. Es traten keine signifikanten Nebenwirkungen bei den inokulierten Patienten auf und es kam zu keinen fiebrigen Harnwegsinfektionen.

Die Zeit bis zur ersten Harnwegsinfektion nach der Behandlung lag bei den Patienten mit Bakteriurie im Median bei 11,3 Monaten - bei denjenigen, die Salzlösung erhalten hatten, waren es 5,7 Monate (p=0,013).

Nachdem die Cross-Over-Studie beendet war, nahmen die Patienten noch für ein Jahr an einer Beobachtungsstudie teil, die ebenfalls verblindet und placebokontrolliert war. Im Laufe dieses Jahres kam es in der Bakteriurie-Gruppe zu 13 Harnwegsinfektionen, in der Salzlösungs-Gruppe waren es 35 (p=0,009). Leichte Symptome waren in der Bakteriurie-Gruppe seltener, auch wenn dieser Unterschied nicht signifikant war. (17 vs. 28, p=0,13).

"Wir schicken die Bakterien an Leute, die danach fragen", schrieb Wullt in einer E-Mail an Reuters Health. "Der Ansatz ist jedoch zeitaufwändig, und die Ärzte müssen daran interessiert sein." Die Methode ist derzeit noch nicht zugelassen, doch Wullf geht davon aus, dass mit zunehmender Antibiotikaresistenz "dieser Ansatz immer wichtiger werden wird".

Quelle: J Urol 2010;184:179-185.